lieben Reiten so sehr wie ich 😄
Wer jetzt denkt das liegt an den Keksen, der kennt Pferde schlecht, denn ja, sie lieben Kekse, aber sie sind in der Regel nicht bestechlich. Winke ich beispielsweise mit Keks und Fliegenhaube – wendet sich Serafin erstmal ab und geht ein paar Schritte weg – Fliegenhäubchen mag er nicht so gerne aufgesetzt bekommen 😅.
Wer jetzt denkt das liegt einfach am Charakter des jeweiligen Pferds, der irrt ebenfalls. Es stimmt zwar, dass es Leistungstypen gibt, die einfacher zu begeistern sind, aber Serafin ist zum Beispiel von Natur aus absoluter „Anstregungsminimalist“ (zu schlau für schwitzen). Trotzdem ist es mittlerweile so, dass er regelrecht auf die Arbeit besteht, sich dabei auch richtig anstrengt und mir nicht von der Seite weicht, wenn ich sein Training einmal ausfallen lassen möchte, sein Kollege zuvor aber geritten wurde.
Was braucht es also, dass Pferde das Reiten genauso lieben wie wir? Das sind meine Erfahrungswerte sowohl bei der Ausbildung meiner Pferde und Kundenpferde:
> Positive, lockere Arbeitsatmosphäre: wir müssen die Begeisterung und Gelassenheit vermitteln, die das Pferd schließlich ansteckt und bei verpatzten Situationen, den Grund immer bei uns suchen: das Pferd hat auf jeden Fall die richtige Antwort gegeben!
> Unsere Hilfen müssen minimal und fein abgestimmt sein und vom Timing passen: keine Fehler oder Störfaktoren in der Kommunikation – also kein Schieben mit dem Sitz, kein Ziehen am inneren Zügel, kein unbewusstes Kicken mit den Hacken und so vieles mehr.. Hier geht es um das Bewusstsein auf oder das Erlernen von Körpergefühl des Reiters und Fokus auf Sitz- statt Zügelhilfen (Pferde mögen keine Manipulationen am Kopf oder an ihren Beinchen)
> Man muss wissen wie man die Schiefen des Pferdes korrigiert und ihnen über Sitzhilfen entgegenwirkt sowie die rumpfhebende Muskulatur, die dem Reitergewicht entgegenwirkt, aufbaut. Hier geht es also um einen guten Trainingsansatz der sich positiv auf die Biomechanik auswirkt. Auch für die Tempowahl gibt es meines Erachtens nach keine Faustregel – das muss individuell und über die Zeit der Ausbildung hinweg immer wieder neu entschieden werden. Positiv zu bewerten ist jenes Tempo wo alle Gelenke miteinander im Fluss sind – das ist beim einen Pferd erstmal deutlich weniger, beim anderen erstmal etwas mehr (übereilig ist schädlich für die Gelenke keine Frage, aber auch nicht jedes Pferd schafft es am ersten Tag sich im Schneckentempo und trotzdem flüssig zu bewegen – hier braucht es Fingerspitzengefühl im Gesäß oder ein gutes Auge von außen) damit sich das Pferd nicht mit Rückenschmerzen vom Platz schleppt, sondern sich nach dem Reiten, selbstbewusster, kräftiger, gerader und somit wohler fühlt also vorher!
> Was die Anforderungen im Training an das Pferd betrifft, gilt: Weniger ist immer mehr und nur graduell in Abstimmung mit dem Pferd (nicht nach einem rigiden Plan..) steigern.
> Die Ausrüstung muss zu 100% passen: nix darf wo drücken oder unangenehm sein, weder am Kopfstück noch in der Sattel- oder Gurtlage. Wenn man auf dem hohen Level der Eigenmotivation mitspielen möchte, muss wirklich alles passen. Da sind Pferde dann – zurecht – heikel und machen auf kleinste Unstimmigkeiten aufmerksam.
> Und natürlich: die Gesamtsituation wie Haltung, REM-Schlaf, Herde, tierärztliche Versorgung, Zähne, Hufe und Verdauungsapparat usw. muss auch passen.
Eine lange Liste? Hm.. vielleicht schon aber extrem lohnend für Pferd & Mensch, denn es ist ein absolut glückseliges Gefühl ein Pferd zu reiten, dass genauso Spaß an der Arbeit hat 💕